Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH) Lieber Karl Dall, eine freie Journalistin gab an, Sie hätten sie am 5. September nach der Talk-Show «Aeschbacher» im Hotelzimmer vergewaltigt. Am darauffolgenden Vormittag sahen wir uns in der Halle Ihres Hotels. Es war das «Renaissance» im Zürcher Westen. Sie sind 72, gingen gebrechlich, es dauerte Minuten, bis Sie von der Rezeption die wenigen Schritte zu den Sofas in der Halle überwanden, wo ich sass. Mir begegnete ein alter Mann. Jemand, den ein Zwölfjähriger auf die Matte legen könnte. Vergewaltigung ist eine schlimme, höchst verwerfliche Tat. Deren Falschbeschuldigung aber auch. Als Bürger staunt man, wie schnell jemand aufgrund einfacher Behauptung in einer Zelle landen kann. Das macht Angst. Angst vor einem Rechtssystem, das sich früher der Blindheit Justitias rühmte und heute wohl ein sehr offenes Auge für die Medien hat. Vier Tage Knast sind eine herbe Strafe. Ohne Tat bliebe sie ein Trauma. Roman Maria Koidl