Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH) Liebe Institutionen, die Unschuldsvermutung, so vermute ich, ist derzeit démodé. Getrieben durch Pressehysterie und politische Interessen wird gerade die Schuldvermutung eingeführt. In der Uni-Affäre um Medizinmann Mörgeli herrschen Faktoide, wie US-Schriftsteller Norman Mailer die fabrizierte Wirklichkeit nannte. Und die schafft Fakten. Professorin Ritzmann wurde schon mal entlassen, wenngleich über ihre Schuld noch gar nicht geurteilt wurde. Und die Staatsanwaltschaft findet offenbar, Pressefreiheit sei Auslegungssache, und ermittelt mit bemerkenswertem Eifer. Wir leben in einem freien Land, in dem jeder das Recht hat, sich selbst oder die Institution, der er vorsteht, zu blamieren. Karl Marx sagte: Wo Ideen auf Interessen treffen, werden die Ideen blamiert. Wir sollten darauf achten, dass eine blamable Provinzposse nicht die Ideen unserer Grundwerte blamiert. Beschämte Grüsse, Roman Maria Koidl