Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH) Grüezi Herr Ledergerber, als ehemaliger Stadtpräsident regen Sie sich darüber auf, dass Ihr Auto in Zürich von einer berüchtigt rüden Abschleppfirma entfernt wurde. Da gibts Schadenfreude gratis. Das erste Wort, das ich bei meinem Zuzug in die Schweiz lernte, war Busse. Man kultiviert seit Zwingli gern eine zwanghafte Fixierung auf Schuld, die sich in Regeln und europaweit konkurrenzlos hohen Bussen für geringfügigste Vergehen ausdrückt. Reflex einer calvinistisch geprägten Gesellschaft, deren Strafkatalog eine Art Ablasshandel light der Gegenwart darstellt. Der Kleinstsündentarif: 40 Franken. Zwei Minuten nach Ablauf beim Wagen? Busse. Müllkläberli vergessen? Busse. Jetzt neu! Privatbussen, wie bei der Oper nahe dem Schiffbau. Doch das Vergehen aller Vergehen ist der Blitzer! Neulich eine Übertretung: 1 km/h, macht 40 Franken. Kleine Sünder, grosse Busse, grosse Sünder … Sie wissen schon. Busse aus dem Grüsserhemd, Roman Maria Koidl