Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH) Der Selbstmord von Carsten Schloter, er lässt mich nicht los. Sein Tod bewegt auch Tage später noch, weil er Fragen an uns selbst aufwirft. Zunächst zu unserer Wahrnehmung. Wir geben uns gern mit dem äusseren Anschein zufrieden. Carsten Schloter war gut aussehend, erfolgreich, eloquent. Davon lassen wir uns bequem blenden und blenden zugleich Fragen nach menschlichen Bedürfnissen aus. Schwächen sind längst der Ökonomisierung unseres Lebens zum Opfer gefallen. Wenn wir anderen begegnen, fragen wir zunächst, wie sieht die Person aus, was hat sie, wie kann ich mit ihr eine gute Zeit haben? Wir haben Beziehungen rationalisiert, zu einem Konsum des Miteinanders. Am Tod von Carsten Schloter berührt uns das Gefühl tiefer Verlassenheit. Beantwortung und Zuneigung finden wir kaum in einem Mehr an Leistung, sondern im Geben von Liebe. Vor allem uns selbst. Roman Maria Koidl