Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH) Liebe Deutsche, Zugezogene sind erfreut: Gar nicht so unverständlich, die Schweizer Mundart. Das geht so lange, bis der Frischling merkt: Die reden ja Hochdeutsch mit mir! Was danach kommt, ist jahrelanges Gehörgang-Mimikry. Bei den Deutschen ist es wiederum der Tonfall, nicht die Sprache, die Probleme bereitet. Wer an der Kasse imperativt: «Ich bekomme eine Tüte», sieht die Schlange hinter sich zusammenzucken. Deutsche sagen gern «Nein», Schweizer bevorzugen «Aber eben». Nur keine Konfrontation! Lieber Deeskalation durch Diminutiva. Sie fahren eine alte Dame im Lädeli mit dem Wägeli um? Nid eso schlimm! Hinter Schweizer Sprache und Konsenskultur verbirgt sich ein in anderen Ländern aus der Mode gekommener Hintersinn: Die Gemeinschaft steht vor dem Individuum. Grüessli,Roman Maria Koidl