Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH) Liebes Leiden, heute ist Samstag, da fahren wir gern zu Ikea. Am Ende des Mäuselabyrinths steht man immer mit Dingen an der Kasse, die man nicht braucht: Kerzen, Kleiderbügel, Keramikmist und, nicht zu vergessen, Köttbullar mit Preiselbeeren. Einkauf als soziologische Versuchsanordnung, die eigene Partnerschaft im Stresstest. Wer sich bis zur Kasse nicht von seiner Liebe getrennt hat, erhält zur Belohnung einen Hotdog. Daheim geht es richtig los, in den Stufen pathologischer Trauer: Wut, Verzweiflung, Resignation. Dem kann nicht einmal entgehen, wer sich beliefern lässt. Beispiel: Küchenplatte mit Kochfeldausschnitt. Das Loch kostet 77 Franken extra und zwei Monate Wartezeit. Bei Lieferung kein Ausschnitt. «Das müssen Sie selbst fräsen, hat Ihnen das niemand gesagt?» Drum prüfe, wer sich ewig bindet und das Herz auch zu den Möbeln findet. Lebst du noch oder schreist du schon? Roman Maria Koidl