Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH)
Grüezi Martin Graf,
Sie sind Justizdirektor des Kantons Zürich, haben viele Aufgaben und einen Fall: Carlos. Änderungen im Leben werden oft durch eine veränderte Sprache vorweggenommen. Vorverweis nennt man das in der Literatur. Wenn das Substantiv zum Verb wird, steht meist Ärger ins Haus. Aus Fall wird fallen. Angesichts des Schlamassels im Fall Carlos rückt die Frage nach politischer Verantwortung näher. Zuerst wird ein absurdes Sondersetting publik, dann müssen Sie auf Veranlassung des Bundesgerichts einsehen, dass medialer Druck kein hinreichender Haftgrund ist, und zuletzt geben Sie an, dass jetzt Schluss sei mit Luxus, da ist der Junge schon auf dem Weg ins Wellness-Hotel in Holland. Am schlimmsten: Hier wird gerade das Image eines – dem Grunde nach – wirksamen Instruments der Resozialisierung beschädigt. Der Fall Carlos ist längst ein Fall Graf. Ihr Fall.
Freundliche Grüsse,
Roman Maria Koidl