Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH)
Liebe Freunde des Worts,
Sprache ist Verständigung, aber oft verstehen wir uns falsch. Das hat manchmal mit Sprache zu tun, öfter jedoch mit den Erwartungen, die wir an das Gesagte haben. Die eigene Existenz kann manchmal die Rille einer Schallplatte sein. Auf der B-Seite des Lebens schreibt mir diese Woche Albert, der Niedervoltlampen verkauft. Er fand meinen Satz über den Vater der neuen Miss Schweiz wenig erhellend: «Ihr Vater sieht jünger aus als ihr Freund.» Albert verstand: «Ihr Freund sieht alt aus.» Beschwerde! Da will man ein höfliches Kompliment machen und dann – na, Sie kennen das ja. Soll mal einer sagen, nur bei Frauen seien Komplimente Tretminenfelder auf dem Schlachtfeld des Miteinanders. Lieber Albert, das ganze war ein Miss Verständnis, ab sofort behaupte ich das Gegenteil.
Erleuchtete Grüsse,
Roman Maria Koidl