Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH)
Facebook-Freunde!
Dieser Tage feiert das Netzwerk des erhobenen Daumens Zehnjähriges. Wer dachte, es gebe Grenzen der Trivialität, sieht hier vollkommen neue Landstriche geistiger Ödnis erschlossen. Posts wie «mir ist langweilig» mit 336 Likes gehören ebenso dazu wie die Flut von Menschen, die neuerdings ihr Mittagessen für die Allgemeinheit fotografieren. Facebook-Nutzer sind elektronische Frotteure sozialer Kontakte. Digitale Reibung an der Pinnwand anderer, als wärmender Ersatz für menschliche Zuneigung. Doch haben vor allem junge Nutzer längst erkannt: Standardisierung ist nicht Gleichheit und Vernetzung keine Verwurzelung. Facebook wird uncool, auch weil Mami und Papi dort sind, um nach den «lieben Kleinen» zu schauen. Die Kids wissen: Facebook tauscht Privates gegen Privatsphäre. Am Ende droht uns der Verlust von beidem.
Verschlüsselte Grüsse,
Roman Maria Koidl