Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH)
Schatz, wie war dein Tag?
Man wundert sich ja manchmal, wie unbeirrt sich Paare in der Öffentlichkeit mit drolligen Kosenamen rufen. Fremdschämen für Fortgeschrittene.
Die niedlichen Bezeichnungen sind Ausdruck von Paarbeziehungen, und meist steht es um diese nicht zum Besten. Emotionale Wertanlagen aus der Vergangenheit einer Liebe, die ihren Kurswert längst eingebüsst hat.
Psychologen haben den Sinn der Diminutiva entschlüsselt. Gemeint ist nicht das Wesen des anderen, sondern das, was man vom Partner gern möchte. Wer «Engel» sagt, will aufschauen, vom «Tiger» lustvoll in Stücke gerissen, vom «Bärli» beschützt und vom «Hasi» gerammelt werden.
Bei jenen, die «Mami» und «Papi» zueinander sagen, ist alles verloren. Mit Abstand beliebtester Kosename: «Schatz». In Zeiten von Abstiegsängsten letzter Appell an die Wertbeständigkeit der Beziehung.
Servus, Bussi, Baba!
Roman Maria Koidl