Vom Schlipswichser bis zur Pussy. So entlarven Sie Blender im Büro
Sie lassen die Kollegen im Team ackern und präsentieren die Ergebnisse. Sie haben Pläne, die andere umsetzen müssen. Sie nennen Kolleginnen„Schätzchen“ und demonstrieren ihre Macht durch sexuelle Anmache: Blender! Im gleichnamigen Buch erklärt Roman Maria Koidl („Scheißkerle“) wieman diese Typen im Büro erkennt und mit ihnen umgeht.
„Blender“, Roman Maria Koidl (Foto), Hoffmann und Campe, 224 Seiten, 16,99 Euro
Der Konjunktiv-Mann
So erkennen Sie ihn: „Man sollte“, „Man müsste“, „Man könnte mal“. Dieser Typ ist Ankündigungs-Weltmeister. Viele Pläne, aber nix dahinter. Lieber reißt er Kolleginnen auf, als sich um seinen Job zu kümmern. Er lässt die Arbeit andere aus dem Team machen. Typische Formulierungen: „Wie ich ja immer gern sage“, „Ich will mal so sagen“. Daran erkennen Sie, dass er keinen Plan hat. In Banken und Behörden schreibt er gern „Ich habe Bedenken“ auf die Akten.
So gehen Sie mit ihm um: Nehmen Sie ihn beim Wort. Man sollte? Prima! Lassen Sie IHN machen. Hinterfragen sie seine Thesen, das entlarvt sein Unwissen.
Die Pussy
So erkennen Sie ihn: Dieser Blender-Typ ist weit verbreitet, häufig im mittleren Management. Ein Weichei. Kann nichts, hat aber gut reden. Ein typischer Stromberg! An seinen Job ist er durch Beziehungen gekommen, nicht durch Können. Vordergründig freundlich und nett, ist er in Wahrheit fies, intrigant, hinterhältig. Fachlich ist er eine Null und weil er das weiß, schart er fleißige Kolleginnen um sich, die seinen Job machen.
So gehen Sie mit ihm um: Stellen Sie die Pussy als den Schleimer bloß, der er ist. Fragen Sie ihn öfter mal um fachlichen Rat – und freuen Sie sich über sein doofes Gesicht, wenn er keine Antwort weiß.
Der Halo-Mann
So erkennen Sie ihn: Er ist der charismatische Schönling (Halo – Englisch für Heiligenschein), den alle im Team lieben. Sein weltmännisches Auftreten und blendendes Aussehen überstrahlen alles. Zu Unrecht schließt man dadurch auf fachliche Leistungen und Kompetenz. Wie falsch man dabei liegt, fällt erst viel später auf. Er hinterlässt Wut und Scham bei denen, die er ausgenutzt hat. „Wie konnte ich mich nur von so einem ‚Lackaffen‘ blenden lassen“, ist die natürliche Reaktion.
So gehen Sie mit ihm um: Ihm geht’s nur um seine Wirkung. Stehlen Sie ihm die Show. Lassen Sie den Kollegen aus Ihrer Abteilung präsentieren, der die Arbeit wirklich gemacht hat – dann geht dieser Typ unter.
Der Business-Blender
So erkennen Sie ihn: „Kenne ich, habe ich schon gesehen, ist schon lange bekannt“ – der Business-Blender kennt jeden und alle, er hat alles erlebt, ist über alles informiert. In Wirklichkeit ist seine Karriere aber auf halber Strecke stecken geblieben, irgendwo in einem Büroturm nah am Fenster. Aussicht auf die große Karriere hat dieser Typ nicht mehr, helfen tut er aber auch niemandem.
So gehen Sie mit ihm um: Sie kennen diesen Schwätzer, er macht ihre Ideen runter, weil er selbst keine hat! Hier hilft nur das Team. Sozialer Druck aus der Gruppe kann diesen Typ in die richtige „Spur“ bringen.
Der Schlipswichser
So erkennen Sie ihn: Eine Niete in Nadelstreifen. Er sitzt ganz oben im Top-Management. Hier gibt es keine Blender? Falsch gedacht! Er verschwendet viel Zeit mit unwichtigen Dingen (z. B. Büroeinrichtung, Dienstwagen). Typisch: Er blendet mit haltlosen Behauptungen. Dagegen kommen vor allem Kolleginnen schwer an, die diese mit Fakten widerlegen wollen. Er profitiert von der (falschen) Vermutung: „Es wird schon einen guten Grund haben, dass der da oben sitzt.“
So gehen Sie mit ihm um: Wenn Sie mit dem Erbsenzähler und Klugscheißer allein sind: Lassen Sie ihn reden. Wenn andere (Vorgesetzte) dabei sind: Bereiten Sie sich gut vor, kontern Sie irre Behauptungen mit echten – möglichst gedruckten – Fakten.
Der Bildungsblender
So erkennen Sie ihn: Er möchte Karriere machen, will an die Spitze des Unternehmens. Darum versucht er die Führungsetage mit gepflegten Gesprächen über Kultur und den perfekten Abschlag beim Golf zu beeindrucken. Seine Hausbibliothek ist groß, aber: Die Erstausgaben hatte er nie in der Hand! In Wahrheit interessieren sie ihn nicht. Alles Fassade, um an den Job zu kommen. Diese Typen spielen die Intellektuellen so überzeugend, dass sie selbst daran glauben.
So gehen Sie mit ihm um: Halten Sie „freundliche Distanz“ ohne ihn zu ärgern, denn er wird wahrscheinlich Karriere machen. Es schadet allerdings nicht, sich in den Hobbys der obersten Führungsetage weiterzubilden.