Brief von Roman Koidl – die tägliche Kolumne im BLICK (CH)
Liebe Mundartfreunde,
grosse Begeisterung: die Kids pflegen das Kulturgut Dialekt. In SMS und Chats wird fast durchweg Schwiizertüütsch geschrieben. Schon rufen die Identitätshungrigen: Hurra, die Jugend ist heimatverbunden! «Mundart isch scho no cool, oder?» Missverständnis. Die Jugend schreibt Mundart, weil man weder Rechtschreibung noch Interpunktion beherrschen muss. Nicht helvetischer Freiheitskampf, sondern schlichte Faulheit ist das Motiv. Falsch geschrieben? Das ist Dialekt! «Da lassen wir uns von den Schiisstüütsche nicht dreinreden», finden auch viele Eltern. So sind Kinder oft nicht mehr in der Lage, Texte in Schriftdeutsch zu verfassen. Sprache stiftet Identität. Das ist gut so. Doch in einer globalisierten Welt liegen Abgrenzung und Ausgrenzung nah beieinander.
Ade!
Roman Maria Koidl